Story 20 – Zuhause
… nachhaltig und kreativ wohnen mit Erinnerungen, Kunst und Kitsch
Die eigenen vier Wände
Spätestens mit Mitte zwanzig kommt wohl Jede*r an den Punkt, der unmissverständlich mitteilt: Das Nest bei den Eltern ist doch nun wirklich zu eng! Zu klein. Zu kontrolliert. Zu fremdorganisiert. Zu unterschiedlich geworden die Ansichten, die Lebensphilosophien, das Verständnis von Ordnung, Modevorlieben und Ernährungsgewohnheiten. Und damit reifen dringliche Träume von den eigenen vier Wänden, Selbstbestimmung und Freiheit. Und diese Träume wollen, wenn irgend möglich und realisierbar, dann auch in die Tat umgesetzt werden: Ein Zimmer, eine WG oder eine kleine Mietwohnung sind erfahrungsgemäß die beliebtesten ersten Stationen auf dem Weg in die Selbständigkeit.
Das sehe ich derzeit bei meinen Kindern. Und, ja, auch bei mir ist das natürlich so gewesen. Das Bedürfnis, das sichere Nest zu verlassen und es einzutauschen gegen Partynächte, gardinenlose Fenster oder unkonventionelle Einrichtungsideen war auch bei mir irgendwann zu groß geworden. Ich hatte Hunger nach Freiheit und besaß genügend Fantasie, um in der großen, weiten Welt mit Wenig erstmal loszulegen. Und so war auf dem Weg der sich immer wieder neu gestaltenden Heimsuche fast alles dabei. Mehrere WG's, möblierte Einzelzimmer, helle Dachwohnungen, dunkle Altbau-Erdgeschosse und schließlich das Reihenhaus. Dem Lebenspartner, mit dem ich die meisten dieser Zuhause bewohnte und noch immer bewohne, war ich schon früh begegnet. Gemeinsam gingen wir sehr unkompliziert mit dem Einrichten unserer vier Wände um: Kellerregale zogen ins Wohnzimmer ein, Selbstgemachtes, Sperrmüll-Schätze und Upgecyceltes. Ein paar Antiquitäten vom Trödler oder aus Großmutters Bodenkammer... Von hier etwas, von da etwas. Mittlerweile ist es ein ordentliches Sammelsurium an Zeitgeschichte und wunderbaren Erinnerungen geworden.
Fremdes Territorium
Von diesen vielen Umzügen ist mir offensichtlich eine gewisse Reiselust und Offenheit für Wohnräume geblieben. Für Architektur, Raumaufteilung und Inneneinrichtungen. Für unbekannte Territorien, die mich in die Vergangenheit entführen oder auf Reisen rund um den Globus mitnehmen. Ich tauche gern ein in diese fremden Wohnwelten und lasse mir durch das, was ich sehe, erzählen, welche Menschen dort zu Hause sind. Ich entdecke schöne Ideen und Unverwechselbares. Und meistens sind diese Eindrücke für mich spannende Erfahrungen, ein Portfolio an Möglichkeiten, eine Schatulle gefüllt mit Fantasie.
Deshalb bin ich auch auf Reisen am liebsten eine vier-Wände-Urlauberin, die einerseits einen Rückzugsort sucht (niemals zweimal den selben), andererseits aber auch Inspirationsquellen gern annimmt. Beides vereint finde ich eher in Ferienwohnungen als im Zelt, Wohnmobil oder im Hotelzimmer. Überraschendes, was ich in diesen Unterkünften entdecke, fasziniert mich: ein Bettgestell aus Pappe, eine klappbare Armeeküche, eine verrückte Stehlampe, ein für den Abbruch freigegebenes Apartment... - All das sind temporäre Wohnabenteuer, die ich ehrlich spannend finde in all ihren Facetten.
Verweigerungshaltung
Meistens zeigen mir schon die ersten Fotos bei meiner Onlinesuche den Weg zum Urlaubsquartier. Funktional, gern auch ausgefallen, charmant und vor allem gemütlich. Doch als ich vor nicht all zu langer Zeit eine Kurzreise in den Norden Frankreichs planen wollte, nahm mir ein gewisser Minimalismus die Vorfreude. Von den ersten 15 angezeigten Wohnobjekten sahen die Fotos so aus, als hätte jemand den Zeiger für Inneneinrichtungen auf Konformität gedreht. Was ich sah, war frisch, neu, modern, absolut funktional, puristisch, karg und pflegeleicht. Kaum Wandgestaltung. Kein Klimbim. Die Möbel selbst die Dekoration des Raumes. - Ok. Mit einer sparsamen Konsumeinstellung sind diese Ferienwohnungen uneingeschränkt vereinbar. Keine Frage. Und doch bleibt in meinen Augen dabei etwas Wichtiges auf der Strecke. Von Charme, Individualität und Gemütlichkeit fehlt da jede Spur!
Mir kam beim Betrachten dieser einheitlich eingerichteten Apartments die Frage auf, warum ich dort nicht gern sein würde. Und ich kannte die Antwort.
Gewürze
Diese von aller Deko befreiten Quartiere mögen gut zu reinigen sein, sie erzählen mir aber keine Geschichten. Sie laden meine Fantasie nicht ein und wecken meine Neugier nicht. Sie bitten mich nicht, mich nach einem ereignisreichen Tag entspannt auf die Couch zu lümmeln. Sie wirken eher wie eine Ausstellungsabteilung im Möbelhaus oder eine Anzeigenseite im Einrichtungskatalog. Zum Wohlfühlen aber sind sie für mich ungeeignet. Vermutlich weil ihnen das Salz fehlt. Oder andere Gewürze, die das Aroma eines Wohnraumes ausmachen.
Findet sich diese Würzmischung des Einrichtens nicht in den kleinen Dingen, die eben nicht zwangsläufig eine vordergründig nützliche Funktionalität besitzen? Bilder? Textilien? Dekoration? Macht dieses Dreiergespann nicht eigentlich das aus, was unsere Wohnräume individuell und lebendig werden lässt? Großvaters alter Ohrensessel. Krimskrams, der von unzähligen Erlebnissen, Reisen oder der eigenen Herkunft erzählt. Fotos, Bücher, Kinderzeichnungen. Decken, Sofakissen, Teppiche. Schnitzereien, Keramik, Pflanzen. Der bunte Quilt, der bemalte Küchenschrank oder die kreativ gestaltete Wand. All das macht doch das Umfeld einzigartig und besonders und gehört dennoch nicht zwangsläufig in die Kategorie Messiehaushalt.
Sich mit solchem Zubehör zu umgeben ist kein Makel in einer Zeit, in der die wichtigsten Dinge in einen Koffer passen sollten. Vielmehr empfinde ich es als wertschätzend. Erst recht, wenn sie bereits durch mehrere Hände oder Haushalte gegangen sind. Wie überraschend kann eine lackglänzende Frisierkommode von Oma sein! Oder das eine, besondere Original über dem Sofa, das jedem Fotodruck die Show stiehlt. Vielleicht mag mancher Einrichtungsgegenstand temporär gegen einen anderen ausgetauscht werden. Doch ihn zu verbannen, weil Wohnzeitschriften an den Purismus glauben, scheint mir unnötig. Gelebt werden darf, was gefällt. Genutzt werden darf, was man hat. Am Ende kommt nach jeder Phase des Weglassens ja doch wieder eine des Auffüllens...
Was die Reiseunterkunft im Norden Frankreichs betrifft, so habe ich schließlich doch noch ein Kleinod gefunden. Funktional, charmant, gemütlich und sehr gut gewürzt. Und ich freue mich schon darauf, einzutreten in dieses Quartier, die Luft zu schnuppern, die Atmosphäre aufzunehmen und all die kleinen Überraschungen zu entdecken.
Leuchten & Flicken
Zum Thema individuelle Einrichtung passt heute unbedingt ein Blick in das Atelier einer langjährigen Freundin. Wer sich für klare und strahlende Farbflächen begeistert, der wird vielleicht genau das Richtige in den Acrylbildern von Lucia Kaiser finden. Meist in pastelligen Tönen gehalten schwingt in ihrer Kunst ein wenig das Leuchten der Werke eines Marc Rothko mit. Erklären kann man diese Tiefe der Leinwände nicht. Man muss sie sehen! Das Verweilen vor diesen Landschaften ist einfach ein Genuss und vielleicht gedeiht die Vorstellung, dass sich dieses Strahlen in den eigenen vier Wänden ausbreiten könnte. Hier gelangst du in Lucias virtuelle Ausstellung.
Wenn du noch etwas Individuelles suchst, es jedoch kleiner angehen willst, dein Zuhause aufzufrischen, könnte die Kategorie Wohnen oder Kunst im Oops!cycling-Shop interessant für dich sein. Aktuell neu dazu gekommen sind die Sofakissen FLICKENTEPPICH, die auch gut als Stuhlauflage funktionieren. 100% konsequent upgecycelt und aus unzähligen Streifen verschiedener Baumwollstoffe in Patchworktradition zusammengenäht sind sie bereit für eine zweite Chance. Die frischen Frühlingsfarben sind auf jeden Fall schon durch einige Hände gegangen und somit ressourcenschonend und nachhaltig. Du findest die kleine Kollektion hier.
Solltest du nun seltsamerweise an einen Frühjahrsputz denken und dabei vergessene Kostbarkeiten wiederfinden, dann hoffe ich, sie kommen an einen schönen Platz, an dem sie strahlen und ihr Aroma verbreiten können!
Lust auf eine neue Story? Dann schau im nächsten Monat wieder vorbei! Es gibt hinter den Kulissen immer wieder etwas zu entdecken.
Du findest in regelmäßigen Abständen auch kurze BACKSTAGE-Geschichten bzw. Oops!cycling-Infos auf Instagram oder gewerbe.nebenan.de.
Zudem ist Oops!cycling mit einem Eintrag bei eco-so-lo gelistet, einem virtuellen Marktplatz für nachhaltige Unternehmen (ökologisch, sozial, lokal).
Regelmäßig werden neue Produkte eingestellt. Vielleicht ist für dich hin und wieder etwas dabei. Das würde mich sehr freuen!
Du hast die letzte Story verpasst? Hier gehts zum Nachlesen.