Story 10 – Achsenverschiebung
Balance braucht Freiheit
Relevante Fragen
Die letzten zwei Jahre Coronapandemie haben uns klar und deutlich gezeigt, welch hohen Stellenwert wir kulturellem Leben, sozialer Gemeinschaft und persönlicher Freiheit einräumen. Es sind nicht nur großartige Errungenschaften und Geschenke, die wir als selbstverständlich erachten, sondern Grundpfeiler einer funktionierenden Gesellschaft.
Fragen wurden durch die Verbreitung des Virus plötzlich von enormer Relevanz, die seit langem nicht mehr gestellt wurden:
Wer darf sich im öffentlichen Raum bewegen, um welche Stunde und wie lange? Wer darf sich mit wem treffen? Wie viele Menschen dürfen zusammen kommen? Wo dürfen wir uns aufhalten? Wer darf in welchen Geschäften und überhaupt einkaufen? Wer darf tanzen? Wer darf ins Theater? Ins Museum? Welche Anzahl an Gästen darf geladen werden zur Trauung oder Trauerfeier? Wann darf Alkohol ausgeschenkt werden? Macht Feiern unter diesen Beschränkungen Spaß? Sinn? 3G. 2Gplus. Urlaub, Sportverein, Fitnessstudio, Schwimmhalle, Friseur. Alles tabu. Zeitslots. Terminierte Ticketbuchung. Festivals, Parties, Konzerte, Kultur- und Einkaufserlebnisse. Alles eingeschränkt. Nähe sowieso. Gesichter sind uns fremd geworden hinter weißen oder bunten Masken. Grenzen statt Freiheit, Entfremdung statt Annäherung. Vieles unserer vertrauten Gepflogenheiten und vermeindlichen Sicherheiten hat sich verschoben während dieser Zeit. Die wirtschaftlichen Auswirkungen, persönlichen Konditionierungen und sozialen Anpassungen dieser Phase werden noch länger brauchen, ehe sie wieder „normal“ laufen.
Vermutlich kann Jede*r aus den beiden letzten Jahren unzählige Geschichten von Beschränkung und Einengung erzählen. Und alle werden vermutlich den selben Unterton haben, gleich unzufrieden, gleich schwer oder gleich verständnislos klingen. Allein der Kopf muss/te bis zum Schluss immer wieder ein Corona-Update akzeptieren und nach Do's und Dont's funktionieren. Das Herz hatte sich zu diesem Thema (jedenfalls bei mir) schon viel eher aus dem Staub gemacht.
Ich gebe zu, im Rückblick klingt dieses Szenario dystopisch, nach Scince fiction und einem erschreckenden Ende. Wir wissen, dass es in der Realität stattgefunden hat, abgemildert noch immer stattfindet, denn die Infektionszahlen sind nach wie vor hoch.
Freiheit ist der Anfang
Doch nun scheinen wir uns trotzdem wieder im lang ersehnten Aufwind zu befinden. In Aufbruchstimmung. Das Leben füllt sich wieder mit LEBEN. Mit Lebendigkeit, Vielfalt und Lebenslust. Mit Freiheit und Inspiration, mit Neugier und Austausch. Also alles auf Anfang, bitte! Und das lasse ich mir trotz aller Feuersbrunst auf dieser Welt (die von uns allen derzeit unbedingten friedlichen und unterstützenden Einsatz benötigt) nicht zwei Mal sagen. Die Freiheit, so haben wir wohl alle festgestellt, ist ein so wertvolles Gut, dass ich sie nun wie ein zartes, fragiles Pflänzchen in die Frühlingssonne stelle. Ich will sie wieder wachsen sehen! Ich will davon kosten! Sie wieder in mein Leben lassen! Und deshalb checke ich sehnsüchtig Spielzeitpläne und Ausstellungstipps, das Kinoprogramm und Neueröffnungen. Mein Kopf braucht endlich wieder Input! Und mein Herz braucht emotionalen Tanz und Kommunikation und Dinge, die mich anrühren! Unbedingt! Und damit bin ich nicht allein. Familie und Freunde fragen an. „Wollen wir nicht…. Ich habe gelesen/gehört, dass...“ Sich treffen oder unterwegs sein, um gemeinsame Erlebnisse, Erinnerungen zu schaffen. Das hat uns so wahnsinnig gefehlt!
Kunst als Kanal
Und nun ist es so weit. Endlich! Die Möglichkeiten, in Gemeinschaften aller Art einzutauchen, sind zwar noch immer mit einem Ansteckungsrisiko behaftet aber dennoch wieder vielfältig. Von jedem Ausflug kommen hochfliegende Ideen und inspirierte Geister zurück. Schräg, skuril, praktisch, bunt. Klänge, Gerüche, Farben. Und so manch gewonnener Eindruck legt den Wunsch nach kreativem Selbstausdruck frei. Es ist so erfrischend, die Gedanken in positive und kreative Bahnen lenken zu können. - Die Modeausstellung führt zu einer Idee für eine Tasche, die Handwerkermesse bringt ein Holzobjekt hervor und die Eintrittskarte für die Gemäldegalerie ist der Beginn einer Auseinandersetzung mit dem Medium Farbe. So ist es oft, wenn wir von Kunst-und Kulturwanderungen zurück kommen. Es ist schön zu beobachten, dass auch die jungen Menschen dieses Haushaltes diesem kreativen Schaffenskreislauf offen gegenüber stehen und ihn als Chance begreifen, sich auszudrücken. Oftmals geschieht das in einer Phase des Rückzugs. In einer stillen Auszeit sozusagen.
Die Grafiken vieler Postkarten im Oops!cycling-Shop sind filigrane Ergüsse, die in vielen Stunden im Kinderzimmer entstanden sind. Zwischen Präsenzunterricht und Präsentationsvorbereitung, Pflichtlektüre und Abiturvorbereitung hat Sayaka sie entworfen und mir bzw. uns allen zur Verfügung gestellt. Auch Ki Ki nutzt Inspirationen von außen und werkelt anschließend gern den Kopf frei neben ihrem Studium und Teilzeitjob. Aktuell ist eine kleine Serie von Linoldrucken entstanden, die sie – Premiere! - erstmals im Online-Shop teilt. Paten des Motivs TONI waren ganz offensichtlich Werke expressionistischer Vorbilder. Denn wer könnte Gesichter besser aus der Symmetrieachse reißen und in ihre Einzelteile extrahieren als Pablo Picasso oder Amadeo Modigliani?!
Ressourcen von gestern, Kunst für morgen
Um dem Upcycling-Anspruch gerecht zu werden, wurden die Drucke auf Papierabfall/benutztes Packpapier gebracht. Denn in unserem tausend-Ideen-Haushalt heißt es nicht: Ist das Kunst oder kann das weg? Sondern: Kann das weg oder wird das Kunst? Durch Ki Ki's limitierten Neuzugang habe ich mich entschieden, die Shop-Kategorie KUNST neu zu eröffnen. Dort werden künftig immer wieder mal kleine aber feine Farbnuancen und Kunstschattierungen unterschiedlicher Menschen zu finden sein, die das Oops!-Angebot breiter und bunter machen. Ich freue mich sehr darauf und hoffe, dass Dinge entstehen, die ihre Upcycling-Geschichte aus der Vergangenheit in die Zukunft tragen dürfen und die ihr Publikum finden werden!
Wenn du neugierig geworden bist, was Kreativität und freies Tun hervorbringen können, dann findest du die limitierten Exemplare der Linoldruckserie TONI von Ki Ki hier.
Und verschiedene Kunst-Postkarten mit Sayakas Grafiken und im Upcycling-Charakter findest du zum Beispiel hier.
Lust auf eine neue Story? Dann schau im nächsten Monat wieder vorbei! Es gibt hinter den Kulissen immer wieder etwas zu entdecken.
Ab jetzt findest du wöchentlich auch kurze BACKSTAGE-Geschichten und Oops!cycling-Infos auf Instagram.
Spätestens alle zwei Wochen werden neue Produkte eingestellt. Vielleicht ist für dich hin und wieder etwas dabei. Das würde mich sehr freuen!
Du hast die letzte Story verpasst? Hier gehts zum Nachlesen.