Produktherstellung transparent machen - eine Upcycling-Bilanz

Du möchtest wissen, was in einem Oops!cycling-Produkt steckt? Welche Rohstoffe? Wie viel wiederverwendete Materialressourcen? Wie viel Zeit?
Hier bekommst du einen Einblick am Beispiel der Designtasche CROCHETTE.

Schritt 1: Auswahl

Jede Wiederverwertung von Altkleidung beginnt mit dem Sortieren von Textilien in: grundsätzlich unbrauchbar (Abfallware), generell brauchbar und konkret brauchbar für das angedachte Produkt, welches ich im Folgenden herstellen möchte.

Letzteres wird ausgewählt nach textiler Bindungsart (Gewebe, Gestrick, Geflecht, …), Flächengröße, Farbe, Verarbeitung, Materialbeschaffenheit und Festigkeit des Stoffes.

Schritt 2: Reinigung & Vorbereitung

Bevor ich die Altkleider weiter verwende, werden sie zunächst gereinigt oder in der Waschmaschine gewaschen (95% der Vorräte) und anschließend getrocknet.
Danach müssen Details unter die Lupe genommen und nicht brauchbare Kleidungsteile entfernt, abgetrennt oder abgeschnitten werden. Manches landet im Abfall (Hemdkragen, Halsausschnitte, Manschetten, Hosenbünde, Saumumschläge…). Anderes wird für eine mögliche spätere Wiederverwendung aufgehoben (Knöpfe, Schnallen, Metallteile, Verschlüsse…).

Was danach übrigbleibt, ist genau die Materialressource, die zur Herstellung des neuen Produktes gebraucht wird. Am liebsten sind mir natürlich Stoffflächen in der Größe eines Oberhemdes, einer Tischdecke oder eines Bettbezuges. Oft jedoch müssen große Schnittteile aus vielen kleinen Stoffstücken zusammengesetzt werden. In dem Fall erkennt man später die zum Design gehörige und gewünschte Patchworkoptik.

Schritt 3: Zuschnitt

Das Design der Tasche CROCHETTE verlangte eine sogenannte „Außenhülle“, ein Innenfutter und Kleinteile für die praktischen Details.

Altmaterial
Für die Außenhüllen von 5 Taschen bekam ausschließlich dehnbare Jerseykleidung eine zweite Chance. 9 Trägerhemden, 5 Langarmshirts, 2 Jerseyhosen, 15 T-Shirts und 1 Stretchkleid wurden zu feinem Streifen T-Shirtgarn geschnitten.

Das Innenfutter dieser 5 Taschen lieferten 3 Herrenoberhemden und eine Tischdecke.
Für die Schultergurte kamen jeweils ein halbes Hosenbein einer Jeans und für die Belastbarkeit zwei Streifen einer Judojacke zum Einsatz.

Das Material für den dreifach verstärkten aber nicht sichtbaren Taschenboden stellten Reste von Bettwäsche oder Vorhängen.

Alle weiteren Schnittteile (Verschlussklappen, Fixierschlaufen, Schlüsselbänder, Griffumwicklung) entstammen Resten von Oberhemden.

Neumaterial
Aus formstabiler Bügeleinlage wurde die Form des Taschenbodens 15 mal zugeschnitten. Kleinteile wurden der Festigkeit wegen mit dünnem Bügelvlies beklebt.

Schritt 4: Herstellung/Produktfertigung

In mehreren Tagen Handarbeit wurden 5 Außenhüllen gehäkelt. 5,5 Stunden braucht es allein, ehe eine einzige Tasche in ihrer endgültigen Größe fertig ist!

Anschließend wurden alle Innenfutterteile und Kleinteile gebügelt, genäht und miteinander verbunden. Innen liegende Ziernähte und Stickereien wurden gearbeitet. Die metallischen Zutaten wurden angebracht, die Druckknöpfe eingeschlagen und die Taschengurte tragefreundlich umwickelt und festgesteppt. Mehrere Stunden kreative und befriedigende Arbeit stecken somit in einer alltagstauglichen und extravaganten CROCHETTE.

Schritt 5: Finishing/Präsentation

Damit nun auch jedes Oops!cycling-Produkt online abrufbar und für den Betrachter vorstellbar ist, sind die letzten Schritte wichtig und wesentlich: aussagekräftige Fotos machen, Bilder bearbeiten, eine Produktbeschreibung formulieren und alle Informationen im Shop hochladen und zur Verfügung stellen.